Vinzenz von Paul oder Vinzenz Depaul (französisch Vincent de Paul, * 24. April 1581 in Pouy, heute Saint-Vincent-de-Paul in der Nähe von
Dax in der Gascogne; † 27. September 1660 in Paris) war Priester und gilt als Begründer der neuzeitlichen Caritas. Am 13. August 1729 wurde Vinzenz durch Benedikt XIII. selig- und am 16.
Juni 1737 durch Clemens XII. heiliggesprochen. 1885 ernannte Leo XIII. ihn zum Schutzpatron des Ordens der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul („Vinzentinerinnen“). Leitsatz
des hl. Vinzenz von Paul war: „Liebe sei Tat.“
Vinzenz von Paul studierte in den südfranzösischen Städten Dax (1594 bis 1597) und Toulouse (1597 bis 1604) Theologie. Er wurde im Jahre 1600 zum Priester
geweiht und war jahrelang – auch auf abenteuerliche Weise – auf der Suche nach einträglichen kirchlichen Pfründen. Unter anderen wurde er 1605 von türkischen Piraten gefangengenommen und
in Tunis als Sklave verkauft. Nach drei Jahren Gefangenschaft wurde er 1607 befreit und kam über Rom 1608 nach Paris. Durch die Begegnung mit den Ärmsten der Gesellschaft, persönliche
Krisen und die geistliche Begleitung des späteren Kardinals de Berulle vollzog sich in ihm eine Wandlung. Er wurde ein hingebungsvoller Pfarrer in Clichy (1612–1613), später Hauskaplan
Margaretes von Valois' (geschiedene Gattin Heinrichs IV.) sowie Hauslehrer und Hauskaplan bei der adeligen Familie de Gondi. Er begleitete diese Familie auf ihre Güter und lernte dabei
die religiöse Not der Landbevölkerung kennen. Um Abhilfe zu schaffen, begann er Missionen in den Pfarreien zu predigen. Bald fand er Helfer, und 1625 entstand daraus die Kongregation der
Mission, auch Lazaristen oder „Vinzentiner“ genannt.
1617 gründete er in der Pfarrei Châtillon-les-Dombes (heute Châtillon-sur-Chalaronne) die erste Confrérie des Dames de la Charité, die „Bruderschaft der
Damen der christlichen Liebe“, eine karitative Frauenvereinigung, die sich um Arme und Kranke sorgte. Sie war der Vorgänger der heutigen Internationalen Vereinigung der Caritas-Verbände.
Sie verstanden sich bewusst als eine Alternative zur strengen Klausur der Nonnen. Eine diesbezügliche Aussage des hl. Vinzenz ging in die Lebensregel der Schwestern über: Ihr habt als
Kloster die Häuser der Kranken, als Zelle eine Mietkammer, als Kapelle die Pfarrkirche, als Kreuzgang die Straßen der Stadt, als Klausur den Gehorsam, als Gitter die Gottesfurcht und als
Schleier die heilige Bescheidenheit. Sie legten keine ordensrechtliche Profess ab, sondern ein Versprechen, das für ein Jahr gilt und bis zum Tod erneuert werden konnte, oder auch
nicht.
Den Damen wurde die Arbeit in den Caritasgruppen, vor allem in Paris, bald zu viel und zu schwer, so dass junge Landmädchen als Helferinnen angestellt
wurden. Louise de Marillac, eine enge Mitarbeiterin von Vinzenz von Paul, nahm sich dieser Helferinnen an, und allmählich wurde daraus die Gemeinschaft der Töchter der christlichen
Liebe.
1619 begegnete er in Paris Franz von Sales, zu dem er eine innige Freundschaft aufbaute, die bis zu dessen Tod 1622 anhielt.